Breakfast with Tiffany

 

Es war meine letzte Businessreise für dieses Jahr; und in Wahrheit war es auch meine einzige Reise in 2020. In diesem wahrhaft etwas verrückten und fragwürdigen Jahr, das wohl nicht nur meiner Generation für immer in Erinnerung bleiben wird.

Über Corona wurden wir die gesamten 365 Tage belehrt, aufgeklärt, verwirrt, verängstigt, ermutigt und auch wieder gestärkt.

Es hat uns viel gezeigt, dieses Jahr der Entbehrungen und des Rückzuges, der Isolation und auch des Zusammenhalts. Wir müssen verstehen, dass wir als Einheit nur so stark wie unsere Schwächsten sind, dass Egoismus hier einfach keinen Platz haben sollte und wenn wir nicht wirklich zusammenhalten und endlich aufhören, Parolen a la “was für eine Freiheitsberaubung” von uns geben, dann wird uns dieser Spuk noch ein Zeiterl begleiten und Menschen von uns reißen, die in völliger Einsamkeit und ohne ihre Angehörigen dieses wunderschöne Fleckerl Erde verlassen müssen. Und nun aus eigener Erfahrung: das tut weh … schrecklich weh und wird meine Welt wohl noch ein bisschen durchrütteln.

Umso mehr habe ich meine zwei Tage in dem 100 Seelen-Dorf Pürgg inmitten der Steiermark, umringt von dem imposanten Grimming, eingebettet zwischen dem Ennstal und dem Hauptkamm des Toten Gebirges genossen. 2 Tage Bodennebel im gesamten Tal, keinen Menschen gesehen, Selbstversorger gespielt mit wundervollem Essen und Zeit, meinen Kopf ein wenig zur Ruhe kommen lassen und all die Ereignisse der letzten 12 Monate versucht im Ansatz zu verarbeiten.

Und dann … gab es wohl mein bedeutsamstes Frühstück. Einheimische Köstlichkeiten, frisches Obst und Gemüse, Butter vom Bauern und Kresse für das knackige Krustenbrot … und …

… den wunderschönsten Ring, den sich ein Mädchen in ihren Kindheitsträumen nur vorstellen könnte …

Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich keine Bling-Bling-Prinzessin bin, ich brauche keine Klunker und Preziosen, ich muß nichts zur Schau stellen und alleine schon durch meine Arbeit ist viel Schmuck eher hinderlich ... Aber … ich habe Luna schon vor 5 Jahren durch alle Stockwerke von Tiffany in New York geschliffen und bemerkt, wie selbst ich diesen verträumten Kleinmädchenblick gepaart mit Audrey Hepburn Lächeln bekommen habe …

… und dann stand ER vor mir … der Mann, der mir die letzten schwierigen Monate immer beigestanden hat und mich teilweise drübergetragen hat … mit meinem Tiffany-Ring mit der Frage aller Fragen, mit der Nervosität eines Kindes vor seiner ersten Schularbeit, großen erwartungsvollen Augen und liebevollen Worten … Love you Mr. Yearsley <3

Meine letzten 20 Jahre habe ich so viele Bräute begleitet, es war meine Aufgabe, deren Tag zu ihrem Schönsten zu machen, sie zu begleiten, zu beruhigen, zu ermutigen und zum Lachen zu bringen. Ihnen all ihre Sorgen abzunehmen, noch bevor sie entstehen konnten, ihnen Vertrauen zuzusprechen und ihnen meine jahrelange Erfahrung zu schenken … Ich war immer die stille Beobachterin der Romantik, ich war ihr Blick mit meinem Fotos für die Ewigkeit und für ihre Enkerln, ich war ihr Geschichtenerzähler und ihr Beruhigungsmittel … und nun muß ich mich langsam damit anfreunden, dass ich die Rolle für 1 Tag tauschen werde ,-))

Das Jahr 2020 darf zu einem guten Ende kommen und ich wünsche uns allen von ganzem Herzen …
ein entspannteres 2021, gesund bleiben, zusammenhalten und wieder miteinander kuscheln,

Paßt auf Euch gut auf,

die Sandra

 
Sandra Schartel